Dieser Text Diese Textung (Ha, auch ich kann Sprache massakrieren!

) gammelt jetzt schon eine Weile auf meiner Festplatte. Besser wird
er sie nicht mehr, also ab damit.
Zeit für eine Jahresübersicht aus der Sicht des Metalophoben. Mein Rundschlag zeigt: Ein Leben ohne Schwermetall kann auch sehr schön sein.
- Gewohnheitskäufe
Jahre- bis jahrzehntelange Begleiter werden ohne vorheriges Anhören gekauft. Was in diesem Jahr dabei raus kam:
Sleater-Kinney – Path of Wellness
Manchmal werden diese Gewohnheiten dann aber auch aufgegeben. Der Vorgänger war schon eher nicht so besonders stark. Jetzt versinken Sleater-Kinney vollends in der Belanglosigkeit. In „Shadow Town“ fragen sie: „Baby, do you want me still?“ Ich – da kein Säugling mehr – fühle mich zwar nicht direkt angesprochen, antworte aber trotzdem spontan mit: „Nö!“
Spidergawd – VI
Unsere Trennung erfolgte eigentlich schon mit V. Was ist nur aus der Band geworden, die mit II ein fantastisches Album gemacht hat, vom Schlagzeug geprägt, von Saxophon und Trompete begleitet? Bei V fehlten die Bläser plötzlich, Schlagzeuger K wirkte lustlos. In VI habe ich dann doch noch reingehört, als zu lesen war, dass das Saxophon jetzt wieder dabei ist. Aber es bleibt beim langweiligen 70er Jahre-Hardrock. Wegen solcher Musik ist damals Punk explodiert. Die Scheidung ist jetzt endgültig. Wenn ich so’n Zeug hören will, lege ich Loud n Proud von Nazareth auf. Aber ich will sowas nicht hören.
Motorpsycho – Kingdom of Oblivion
Auch Motorpsycho enttäuschen diesmal. Es fehlen die Kanten. Ich liebe Motorpsycho für ihre schrägen und schrillen Instrumentalpassagen, die oft unvermittelt aufblitzen. Fehlen hier leider. Aber die nächste Scheibe wird trotzdem bestellt.
Dinosaur Jr. – Sweep It Into Space
Kein schlechtes, aber auch kein besonderes Album. Das Problem ist eher, dass Mascis schon so viele fantastische gemacht hat. Hat es daher nur ganz kurz in meine Rotation geschafft. Wenn ich Mascis feiern will, lege ich Green Mind oder Elastic Days auf. Oder Witch. Oder Sweet Apple.
Bobby Gillespie and Jehnny Beth - Utopian Ashes
Von diesen relativ schrägen Vögeln hätte ich eigentlich etwas mehr unkonventionelles erwartet.
Deap Vally – Marriage
Muss ich mir noch anhören. Habe aber keine große Lust. Die „Deap Lips“-Scheibe hatte mich zu sehr enttäuscht.
Torres – Thirstier
Torres hat bei mir auch schon den Status „Bestellzwangauslösend“. Tolle Musikerin, tolle Stimme – zweifelsohne ein gutes Album. Einziges Problem: Ich liebe besonders das reduzierte, filigrane – Three Futures war das Meisterwerk. Ich gönne ihr den Spaß am Bombastischen, aber von mir aus kann es in Zukunft gerne wieder etwas weniger adipös werden.
- Berlin
Viel interessantes aus Berlin in 2021.
Die Ärzte – Dunkel habe ich bislang nur einmal gehört. Dazu ein paar Stücke im Radio. Mein Problem: Musikalisch reißen sie irgendwie nichts mehr.
24/7 Diva Heaven - Stress haben eine ziemliche Welle gemacht. Mir sind sie etwas zu nervös-hysterisch.
Birgit Jones,
Riot Spears und
Jealous erwähne ich weiter unten noch.
- Jazz und Blues
Ich habe dieses Jahr sehr viel Jazz gehört, vor allem aber altes (Dank an die Tipps aus dem Forum). Neues ist mir kaum aufgefallen.
Sault sollte vielleicht nicht ganz so viel veröffentlichen, sich mehr Zeit nehmen. An die 2020er Werke reicht Nine daher nicht ran.
Irreversible Entanglements sind mir auf Open The Gates auch zu fahrig, die Vorgängerscheibe gefiel besser.
Sons of Kermet muss ich noch genauer hörne. Beim Blues geht es mir ähnlich. Einzige Neuerwerbung aus 2021 ist
Samantha Fish - Faster, die immerhin mit ihrem Mut zur Abwechslung punktet, die nächste Abwechslung wird bestimmt wieder besser.
Larkin Poe hatten bislang ihre stärksten Zeiten, wenn sie dem Blues nahe waren. Die Live-Session mit Orchester (
Larkin Poe & Nu Deco Ensemble - Paint The Roses) bringt allerdings wenig Mehrwert.
Zählt Ukulelen-Genie
Jake Shimabukuro - Jake & Friends eigentlich zum Jazz? Inzwischen geht das wohl eher Richtung Pop. Jedenfalls hat er wieder eine fantastische Platte gemacht.
- Crackerman’s Friends
Ich bin beeinflussbar und habe mir Crackers Favoriten
King Buffalo - The Burden of Restlessness und
Elara Sunstreak Band - Vostok 1 reingezogen. Fazit: Beides nicht schlecht, weder langweillig noch nervig, gern in voller Länge genießbar. Elara haben Vorteile beim Gesang und gefallen mir deshalb besser.
- Musik-Express-und-Rolling-Stone-Land
Arlo Parks - Collapsed in Sunbeams und
Jazmine Sullivan - Heaux Tales liefen mir da über den Weg. Jazmine Sullivan kommt bei mir noch etwas besser an als Parks. Wobei Arlo Parks mit ihren Converse-Tretern punktet. Solche Schuhe habe ich vor ca. 45 Jahren getragen.
- Irgendwie erwähnenswert:
Neil Young & Crazy Horse – Way Down the Rust Bucket ein schönes Zeitdokument aus vergangenen Tagen. Hörenswert, aber die geliebten Feedbackorgien a la Walk Like A Giant hatten sie damals noch nicht im Repertoire.
Barn ist sehr solide.
The Datsuns - Eye To Eye
Ebenfalls Solide. Eigentlich gehören die auch in die Rubrik Gewohnheitskäufe. Richtig Fahrt nimmt die Platte erst im zweiten Teil auf. Ein in den letzten Jahren häufig zu beobachtendes Phänomen.
Dale Clover - Rat-A-Tat-Tat!
Sehr angenehm im Vergleich zu dem infantilen Scheiß , den sich die Melvins (I Fuck Around törnt ja nun wirklich ab)zuletzt teilweise erlaubten, einige Stücke hinterlassen einen aber durchaus ratlos.
The Last Gang - Noise Noise Noise und
Chubby and The Gang - The Mutt`s Nuts
2x gefälliger Punkrock. Insbesondere The Last Gang haben viel alte Helden gehört und dies adäquat in ihre Musik einbezogen.
Weakened Friends - Quitter
Kommen leider nicht an Ihr Debut heran. Der Gesang ist zu kieksig, und die Gitarre klingt nicht mehr so prägnant.
Imelda May - 11 Past The Hour
Hat sich ja im Lauf der Jahre komplett neu erfunden. Ich brauchte einige Durchläufe, mich mit der Platte anzufreunden. Jetzt sind wir aber Freunde.
The Pretty Reckless - Death By Rock And Roll
Irgendjemand hat ihnen gezeigt, wie man die Gitarre richtig hält. Das führt zu einer Entwicklung vom wilden ungestümen Punk zum gezügelten, pathoshaltigen Hardrock. Ich höre das trotzdem gerne.
Lande Hekt - Going To Hell
Sehr viel ruhiger als mit den Muncie Girls. Aber o.k.
Courtney Barnett - Things Take Time, Take Time
Teilweise stark ohrwurmig. Gewohnt lakonisch. Schön, aber kommt nicht ganz an Sometimes I Sit ... heran.
The Flaming Sideburns - Silver Flames
Zeitlos schön. Könnte genauso von 1999 sein. Ich freue mich, dass solche Platten noch ab und zu gemacht werden.
Emma Ruth Rundle - Engine Of Hell
Überraschend spannend. Hatte sie fälschlicherweise nach der Kollaboration mit Thou als uninteressant abgehakt. .
Grace Vonderkuhn - Pleasure And Pain
Spenden einen Teil ihres Plattenverkaufs an ein Tierschutzprojekt in Bolivien. Sehr lobenswert und musikalisch auch ganz reizvoll.
The Pop Group - Y in Dub
Eine meiner allerliebsten Oberlieblingsplatten als Dub vermatschen? Ist irgendwie nicht notwendig.
Cutthroat Brothers and Mike Watt - The King Is Dead
Wären irgendwie gern Gallon Drunk oder The Cramps. Was nicht ist, kann ja noch werden. Irgendwie finde ich fast alles mit Mike Watt irgendwie gut, aber auch nicht richtig toll.
- Die Highlights des Jahres
10.
Jealous – Lover / What's Your Damage
Berlin. Eigentlich die Zusammenstellung zweier EPs. Die neuere der beiden gefällt mir besser. Gute Gitarre, entspannt-nöliger Gesang, ein Hach von L.A. Witch, sehr charmant. Hoffentlich kommt da mehr.
9.
Nephila - Nephila
Schweden. Klingt etwas nach einer Überdosis getrockneter Zauberpilze aus den verelchten Wäldern Skandinaviens - dazu Elfengesang - extrem empfehlenswert!
8.
Riot Spears - Bad
Berlin. Inzenieren sich als einigermaßen einigermaßen handzahme Riot Grrrls in einer schlechten Welt, man spürt aber stets, dass das Nudelholz bereit liegt.
7.
Jake Shimabukuro - Jake & Friends
Hawaii. Hat mir mein Arzt empfohlen, so long ich mir den Namen merken kann ohne nachzuschlagen sei das noch ganz o.k. mit dem Alzheimer ...
6.
The High Times - Heat
Schweiz. Punk Rock. Man kennt dort offensichtlich Blondie. Die Stimme passt, aber man ist glücklicherweise etwas weiter weg vom Pop als das Vorbild.
5.
Nobody's Cult - Mood Disorders
Frankreich. Haben irgendwie auch was mit Blondie zu tun. Sie haben auf einer früheren ep sogar Call Me gecovered. Art School Punk mit einem Gespür für Noise und Pop. Einige der Geräusche stammen angeblich von einer Harfe.
4.
MadMess - Rebirth
Portugal. Ich kann ja nicht so mit Genres. Zu lesen ist was von Doom und Psycho, Dröhnt jedenfalls sehr angenehm.
3.
Blackwater Holylight - Silence / Motion
Portland. Beim ersten Stück nervt noch verhallter Gesang, danach wird's fein. Auch hier die Attribute Doom und Psycho, dazu eine Löffelspitze Dreampop. Das konveniert, muss mich wohl intensiver mit dem Thema Doom auseinander setzen.
2.
Birgit Jones - Cheers To My Haters
Berlin. Eigentlich eine ep. Das Wort "Doom" gehört hier auch zum Anspruch "Alternativer Post-Glam-Doom" - Jetzt weiß man Bescheid. Ich halte es für Kuschelstoner. Kuschel deshalb, weil das Auge ja auch mithört. Auf jeden Fall toll.
1.
The Devils - Beast Must Regret Nothing
Napoli. Weil ich gerade die Genres nachlese: Es handelt sich also um Blasphemic Trash Rock'n Roll. Diesmal wird weitestgehend auf normale Hörgewohnheiten Rücksicht genommen, die ganz üblen Knüppelorgien fehlen. Das macht das Ding für mich runder (Hier bitte klugscheißen von wegen rund, runder, am rundesten) als die Vorgänger.